RPG-Beiträge

"Äh was? Nein... Doch! Natürlich!" verbesserte der Dieb sich. "Schreckliche Angst. Ich meine, schau dir diese Zähne an!"
Er machte einen kleinen Schritt auf den Vampir zu und versuchte in dessen Mund und somit auf die zweite Zahnreihe zu blicken. Er machte aus seiner Neugierde kein Geheimnis und dachte nicht an die Gefahr, in die er sich begab. Einen Vampir hatte er noch nie gesehen. Er hatte schon viele Geschichten von ihnen gehört, gezeichnete Bilder gesehen, aber einem echten Vampir hatte er noch nie gegenüber gestanden. Das war sogar noch interessanter als einer Hexe zu begegnen!
"Hmm, ich dachte immer ihr wärt... böser, gefährlicher. Du siehst irgendwie..." Er überlegte kurz, wie er es ausdrücken sollte. "...freundlich aus. Als im Positiven, nicht im Negativen. Also nicht, dass du nicht furchteinflößend wärst. Ich hab furchtbare Angst... Sollte ich Angst haben?"

Laik hob etwas irritiert eine Augenbraue. In seinen Armen hielt er noch immer seine Kleidung, die vom Regen nass und kalt war. Er überlegte kurz, ob er sie wieder anziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Er wollte nicht krank werden. Also legte er sie wieder über den Stuhl, schnappte sich die Decke und hüllte sich in diese ein.
"Ich habe nicht vor zu fliehen. Wenn du mich töten wollen würdest wäre ich bereits tot. Draußen wird es bald sehr kalt und nass, also bleibe ich hier."

"Hey,warte! Meine Kleidung!" rief Laik überrascht, als er gepackt und aus der Hütte gezogen wurde.
Angestrengt versuchte er sich aus dem festen Griff zu befreien, sich an Türrahmen, Möbeln und den Wänden fest zu halten, um nicht hinaus gezogen zu werden. Natürlich hatte er keine Chance den Vampir auch nur ein wenig zu behindern. Alles was er erreichte, war Unordnung, ein ausgerissener Fingernagel seinerseits und dass sein gestauchtes Handgelenkt laut knackste und schrecklich schmerzte. Er jammerte auf, versuchte mit den Füßen irgendwie Halt am Boden zu finden und stolperte widerwillig aus der Hütte hinaus in den Wald.
Der Himmel war dunkler als zuvor und es hatte bereits leicht zu regnen gebonnen. Die dünne, löchrige Decke weichte schnell auf und ließ die Kälte in seinen Körper kriechen. Er begann zu zittern und zu frieren. Aber vor allem bekam er Angst. Schreckliche Angst.
"Tut mir leid! Tur mir leid!" versuchte er den Vampir irgendwie zu beschwichtigen. "Töte mich nicht!"
Seine Worte wurden scheinbar überhört und sein Körper in den Wald hinein gezogen. Tränen stiegen in Laiks grünen Augen auf. Er wollte nicht sterben. Nicht heute, nicht hier. "Bitte..."
Langsam schien sich der Wald zu lichten und einem Ort zu weichen. Die Straßen waren menschenleer, aber aus den Ställen sahen neugierige Tieraugen auf die beiden Männer, als sie an ihnen vorbei gingen. Laik gab den Widerstand langsam auf und folgte unfreiwillig aber ohne sich dagegen zu stämmen - seine Füße bluteten bereits.

"Und dann habe ich den Hund gestreicheln, Dady."
"Und er hat nicht gebissen?"
Die Taverne war mittlerweile relativ voll und belebt. Viele Männer drängten sich um die kleinen Holztische, tranken verknügt obwohl es noch nicht einmal Abend war und nahmen das schlechte Wetter als Anlass und Ausrede dafür. In dem Betrieb ging der Vampir dennoch nicht unter. Die Bardamen warfen ihm immer wieder aufreizende Blicke zu und fragten öfter als notwendig, ob alles zu seiner Zufriedenheit war. Sein Mantel ließ auf Wohlstand schließen und solch einen Mann wollte man nicht verärgern, sondern in seiner Gunst stehen. Jedoch wurden sie mit kurzen Worten abgewiesen.
Chrysantha schüttelte stolz den Kopf und trank ihr Milchglass aus. "Nein, er war ganz lieb. Und er war sehr weich. Kann ich auch einen Hund haben?"
Ariel lächelte freundlich, schüttelte jedoch leicht den Kopf. "Was ist denn mit dem Kanninchen, das ich dir gekauft habe?"
"Das ist weggelaufen."
Leicht beleidigt verschränkte das blonde Mädchen die ARme vor der Brust und schnaufte durch die Nasenlöcher aus. Ihr Vater strich ihr sofort liebevoll durch die Mähne, kämte sie dabei leicht mit seinen Dünnen Fingern und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Wenn wir ein Haus haben kaufe ich dir einen Hund."
Plötzlich hörte der Vampir eine vertraute Stimme hinter sich und drehte sich zu dieser um.
"Schau mal. Der hätte uns fast verraten." sagte Clyde und zeigte dabei auf einen jungen Mann - vielleicht ein bisschen älter als der Jungvampir selbst - der nur in eine nasse Decke gehüllt mit geröteten Augen hinter ihm stand. Der Fremde schien jeden Moment schreien zu wollen und Ariel verstand nicht ganz, was sein Begleiter von ihm wollte. Es dauerte einen kurzen Augenblick bis er die Worte mit dem ihm gebotenen Bild in Verbindung brachte und als er verstand stand er sofort auf, legte das Geld passend auf den Thresen, schnappte sich Clyde mit der einen Hand und den Fremden mit der Anderen und eilte mit ihnen hinauf in ihr Zimmer. Dort angekommen, den Fremden grob in die Ecke gestoßen und die Tür verschlossen wand er sich an Clyde.
"Warum ist er hier?" knurrte er und deutete auf den Fremden. "Wenn er weiß was wir sind, warum lebt er dann noch? Warum hast du ihn nicht irgendwo getötet?"
Ariel wollte schreien, doch dann wurde er ruhig. Ein Gedanke durchfuhr ihn und er emühte sich nicht mehr wütend zu sein. Er hatte etwas übersehen. Etwas, das Clyde nicht übersehen hatte: "Zwei Tote sind zu auffällig... Gut nachgedacht."

"Ein Werwolf? So nahe am Dorf?"
Ariel lief nachdenklich im Zimmer auf und ab. Werwölfe jagten sich meistens nicht so nahe an Ortschaften heran. Und eigentlich töteten sie auch keine Menschen. Nicht, wenn kein Vollmond war. Handelte es sich also wirklich um einen Werwolf? Oder nur ein wildes Tier, das die junge Frau getötet hatte? Er begann Clyde und den Fremden auszublenden und über das Problem - denn das war die Tote auf jeden Fall - nachzudenken.
Der halbnackte Dieb sah mit großen Augen zum jüngeren Vampi, als er angesprochen wurde. Er war nicht mehr fasziniert. Er hatte einfach nur noch Angst. Angst davor bald nicht mehr zu leben. Denn wie der Blonde, der scheinbar auch ein Vampir war, gesagt hatte, lebe er nur deshalb noch, weil sie schon jemanden getötet hatten. Er wurde also aufgehoben.
"Ich... weiß nicht genau, wo ich herkomme." antwortete er knapp auf die Frage, und zog die nasse Decke um seinen Schultern noch enger um sich.

Laik zuckte leicht zusammen, als der Vampir vor ihm lauter wurde. Er schüttelte den Kopf wild hin und her und sagte dabei "Nein, ich weiß es wirklich nicht. Ich war davor in einem anderen Dorf, aber ich weiß nicht wie es heißt, oder in welcher Richtung es von hier aus liegt. Ich weiß nicht einmal, wo ich jetzt bin." In seinem Redeschwall, den er mit geschlossenen Augen von sich gab, bemerkte er nicht, dass Clyde sich von ihm entfernte. "Bisher war es auch noch nicht wichtig, woher ich komme oder wohin ich gehe. Entschuldige bitte, dass ich es nicht weiß und töte mich deshalb nicht. Ich finde heraus, wo ich davor war, wenn du es wissen willst. Ich schwöre, ich finde es heraus. Und dann -" Der Dieb hielt inne, als er vom Vampir unterbrochen wurde.
Misstrauisch beäugte er das Tuch, nahm es dann aber an und ging, wie gewiesen ins Bad, um sich zu säubern. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie der jüngere Vampir sich zu dem älteren wand und ihm etwas zuflüsterte; ein Bild, das ihm nicht behagte.
Als er die Tür hinter sich schloss konnte er Ariels Antwort nicht mehr vernehmen.
"Für unsere Zwecke nutzen? Wir brauchen mehr Blut, als er uns geben kann. Auf Dauer ist er dafür also nicht zu gebrauchen. Was schwebt dir vor?" fragte der ältere Vampir und sah interessiert zu seinem jungen Begleiter.

Einverstanden nickte Ariel. "Gut, du darfst ihn als Haustier halten." Wenn Chrysantha ein Haustier haben durfte, dann Clyde auch. "Aber du passt auf ihm auf, machst hinter ihm sauber und sorgst dafür, dass er keine Probleme macht."
Als der Jungvampir aus dem Zimmer ging drehte Ariel sich zu der Badezimmertür und betrachtete sie kurz. Vielleicht konnte der Mensch ihnen wirklich irgendwann von Nutzen sein. Nicht nur, dass sie so eine Notreserve an Blut für schlechte Zeiten hatten, das Essen musste - wie Clyde richtig gesagt hatte - nicht schlecht werden und wenn sie ihn nur brachen und so unter ihre Kontrolle brachten, dass er sich nicht wagte sie zu verlassen, dann konnte er an sonnigen Tagen durchaus von großem Vorteil für die beiden werden.

Im Badezimmer wusch Laik sich mit dem Tuch und kaltem Wasser ab. Als sein Körper soweit sauber war und er seinen Kopf unter den Wasserstrahl hielt, um sich die Haare zu waschen hörte er den Vampir durch die Tür zu ihm sprechen. Er antwortete nicht und beeilte sich auch nicht. Eigentlich wollte er nicht mehr aus dem Badezimmer kommen. Die Tür würde ihn nicht schützen, aber es war gut etwas zwischen sich und den Blutsaugern zu haben.
Am ganzen Körper sauber und dank dem kalten Wasser noch stärker frierend und zitternd als zuvor öffnete der Dieb die Tür einen Spalt weit und sah vorsichtig hinaus.
"W-Wo ist die K-K-Kleidung?" zitterte er.

Mit einem kurzen "D-Danke." nahm Laik die Kleidung und verschwand wieder im Bad. Er betrachtete sich die Kleidunsstücke kurz, die ihm gereicht worden waren. Ein schlichtes, vergilbtes aber sauberes Hemd und eine braune Hose. Beides passte soweit, als er sich anzog. Es war vorteilhaft weder groß noch klein zu sein. Zwar rutschte die Hose ein klein wenig, da er nicht gerade Fleisch auf den Hüften hatte, aber mit dem Bund ließ sich dieses Problemchen beheben.
"Ich w-w-will nicht wieder ra-raus." jammerte er sich selbst vor dem Spiegel an. "I-I-Ich weiß, dass ich m-muss, aber ich will n-nicht."
Trotz der trockenen Kleidung frohr der Dieb noch immer stark. Wenn sie ihn nicht töteten - nicht sofort - vielleicht ließen sie ihn dann eine der dicken Decken haben? Was würde passieren, wenn er danach fragte? Im schlimmsten Fall würden sie ihn töten. Keine guten Aussichten für ihn, aber töten würden sie ihn früher oder später ohnehin, also entschied er nach knappen fünf Minuten wieder aus dem Bad zu kommen und zu fragen. "Darf ich m-mir eine Decke nehmen?"

Laik war viel zu perplex um etwas zu sagen, als er von dem Vampir zum Bett geführt und wie ein Kind darauf platziert wurde. Mit große überforderten Augen sah er zu Clyde und öffnete den Mund. Er wollte etwas sagen, aber da beschloss der Vampir schon ihn umzubenennen.
"Ich habe einen Namen. Ich heiße Laik." brachte er schließlich hervor, wurde aber gekonnt ignoriert.
Er sah wie der Vampir wieder zu dem anderen ging und überlegte kurz, ob nun vielleicht ein guter Zeitpunkt für eine Flucht war. Sein Blick wich zu dem fenster keine zwei meter von ihm entfernt, doch schüttelte er nur den Kopf. Das würde nichts bringen. Vampire waren schnell und stark. Und zudem waren sie zu zweit. Er konnte also versuchen zu fliehen und mit Sicherheit scheitern oder das Angebot annehmen und im Bett schlafen. Vielleicht waren die Vampire ja gar nicht so schlimm. Vielleicht war das Gerede über haustier und töten nur ihr schräger Humor, den er noch lernen musste.
Er legte sich ins Bett, kuschelte sich in die Decke ein und schloss die Augen, lauschte aber.
"Das hoffe ich. anderenfalls entsorge ich ihn." antwortete Ariel Clyde und jagte damit ihrem gast einen Schauer über den Rücken. "Dir ist bewusst, dass du das Zimmer nciht verlassen kannst, solange er hier ist? Ich werde noch mal in die Taverne gehen. Sonst schöpfen die Menschen vielleicht noch Verdacht."

"Also..." Laik überlegte kurz, dann setzte er sich auf, immer noch in die Decke gekuschelt, lehnte mit dem Rücken an die Wand zu sah zu Clyde. "Ich komme aus dem Norden, aber ich war schon lange nicht mehr da. Ich glaube fast acht Jahre, wenn ich mich noch richtig erinnere. Ich bin sehr früh von zuhause fort. Hab mich nie gut mit meinen Eltern und meinen Geschwistern verstanden. Ich habe drei Schwestern und zwei Brüder. Medea und ich sind die zweit jüngsten. Irene ist die älteste, sie müsste jetzt sechsundzwanzig sein. Wahrscheinlich hat sie auch schon Kinder. Als ich damals gegangen bin war sie schon verlobt. Eigentlich wäre ich gerne zur Hochtzeit gekommen, aber das hätten unsere Eltern nicht gut geheisen. Ich hab seit ich gegangen bin keine feste Bleibe. Es gibt jemanden... es gab jemanden, den ich regelmäßig besucht habe, aber er ist letzten Winter auch gestorben. Und bevor ich von dir entführt wurde war ich bei einem Kanninchen. Er war sehr ruhig und irgendwie ein bisschen unheimlich, aber ich mochte ihn. Ich weiß gar nicht, warum ich gegangen bin. Währe ich geblieben würde ich jetzt nicht hier sitzen und -" Er musste niesen. "Und darauf warten, dass ihr mich irgendwann esst."

Laik wollte nein sagen, aber da kam ihm sein Magen schon zuvor und knurrte laut. Kein Wunder. Es war schließlich bereits Nachmittag und er hatte am gestrigen Abend zuletzt etwas gegessen. Welcher Magen würde nach einer langen Wanderrung und einem halben Tag ohne Essen nicht anfangen zu knurren? Leugnen war zwecklos, also nickte er leicht. "Ja, Essen wäre gut."
Er stand auf, ließ die Decke auf dem Bett und sah von Clyde zu der Tür. Glücklicherweise war er es gewohnt auch mit Müdigkeit, Kälte, ohne Schuhe und ohne Lust raus zu gehen, um sich etwas zu essen zu besorgen. Es war neu, das Essen einfach so zu kaufen, aber das bedeutete nicht, dass es schlecht war.

"Könntest du mich vielleicht los lassen? Das ist echt... peinlich, wenn du mich wie ein Kind an der Hand herum führst." nörgelte der Dieb, als sein Entführer ihn über die Straße zehrte. "Ich werde schon nicht wegrennen. Du bist schneller und stärker, das weiß ich."
Laik sagte es zwar ernst, aber recht leise. Er wollte nicht, dass andere Menschen etwas von dieser Unterhaltung mitbekammen. Nicht auszumalen, was Clyde sonst noch machen würde. Er erste Schock war zwar überstanden und zumindest der jüngere Vampir ängstigte ihn nicht mehr so sehr, wie zu Beginn, doch das bedeutete nicht, dass er ihm vertraute oder sein Wesen nicht mehr fürchtete.
"Du hast icht wirklich vor, mich als Haustier zu halten, oder?"

Eigentlich wollte er sich gar nicht vorstellen, was der ältere Vampir dann wohl mit ihm machen würde, aber jetzt da Clyde ihn mit der Nase darauf stumpte malte seine Fantasie es sich natürlich aus. Und das nciht zu knapp. Sofort blieb er stehen und sah mit großen, ängstlichen Augen zu dem Kerl, der von nun an wohl sein Herrchen war. Er würde bestimmt auf ihn aufpassen, sicherstellen, dass er nicht gefressen wurde. Zumindest hoffte er das.
"D-Danke..?"