RPG-Beiträge

Zweiteres trat ein. Zwar wusste der Jungdieb immer noch nicht, was das Tier von ihm wollte, das Vorlaufen, Stehenbleiben und Zurückblicken interessierte ihn aber, weshalb er langsam folgte. Wo der Wolf wohl hin wollte? Vielleicht zurück in den Wald? Vielleicht saß dort ein anderer Wolf in einer Falle der Jäger fest und musste noch vor Sonnenaufgang von dort verschwinden, da es sonst zu spät für ihn wäre. Oder aber der Wolf lockte ihn in den Wald, um ihn dort zu verschlingen...
"Das ist Blödsinn." schüttelte Laik auf seine eigenen Gedanken hin den Kopf. So interlegent waren Wölfe nun auch wieder nicht.

***

"Wenn du darauf besteht, werden wir mitkommen." erwiderte Ariel ruhig.
Ihm gefiel der Gedanke nicht, sich irgendwo nieder zu lassen, ein Haus zu kaufen, einen festen Wohnort zu haben. Das alles hatte viele Nachteile. Man war erreichbar, verletzbar. WUsste auch nur ein Köter, wo man lebte, so konnte das fatale Folgen haben. Aber er stand in seiner Schuld. Und somit würde er mitziehen, würde den Scheinvater spielen und ein Auge auf den jungen Vampir werfen. Vielleicht würde es Chrysantha auch gut tun wieder ihr eigenes Zimmer zu haben. Er könnte ihr aufwendig verzierte Möbel kaufen und den Kleiderschrank mit wunderschönen Kleidern für sie Füllen. In ihrer momentanigen Situation konnten sie nur wenig Kleidung mitnehmen. Aber zuerst musste er seine Tochter finden.
Vorsichtig versuchte er aufzustehen, rutschte aber an der kalten Wand wieder hinab. Er hatte zu viel Blut verloren, zu viel Durst.
"Bring mir einen Menschen." bat er streng.

Begeistert streichelte Laik den Wolf, als er das Haus der Hexe sehen konnte und lobte ihn. "Das hast du gut gemacht." Dabei ging er weiter auf das Haus zu und stutzte, als das Tier nicht weiter folgte. Sofort drehte er sich wieder um und klopfte sich auf die Oberschenkel, in der Hoffnung, der Wolf würde so kommen. "Na, komm schon. Levy wird dir schon nichts machen."
Da der Wolf nicht weiter auf ihn zu ging, kam er wieder zu ihm zurück und kniete sich neben ihn auf den Boden. Liebevoll streichelte er den Kopf des Tieres und gab ein "Danke für die Hilfe." von sich, ehe er aufstand und zum Haus ging. Innerlich schrie alles in ihm, den Wolf einfach über die Schultern zu werfen und ihn mit ins Haus zu nehmen, aber er tat es nicht. Wenn der wegweisende Wolf nicht wollte, dann wollte er eben nicht. So einfach war das.
Der Dieb stoppte kurz vor dem Haus, als er das Licht im Inneren durch die Fenster scheinen sah. Merkwürdig. Hatte er Malec etwa geweckt, als er gegangen war? Oder hatte der Arzt plötzlich einen Notfall? Einen Besucher? Einen Mitbewohner, den Laik noch nicht gesehen hatte? Vielleicht eine Frau? Hoffentlich war es nicht Malecs Frau. Das würde alles nur erschweren und unnötig kompliziert machen. Frauen machten oft einfache Dinge kompliziert und undurchsichtig.
Vorsichtig schlich er an das fenster und blickte in das Haus. Der Dieb erblickte zwei Mädchen. Waren das seine Töchter? Oder seine Freundinnen? Hoffentlich waren es weder seine Töchter, noch seine Freundinnen. Und auch nicht seine Schwestern. Hoffentlich waren es einfach nur zwei junge Frauen, die sich den Finger in der Tür zuhause eingeklemmt hatten und gleich wieder gehen würden, sobald Malec ihnen eine kleine Salbe zusammengemischt hatte.
Wo steckte der Arzt eigentlich?
Der Dieb ließ seinen Blick durch das ganze Zimmer streifen, sah Gesuchten aber nicht.

***

Ariel sah dem Jungvampir nach, als dieser völlig euphorisch aus der Höhle eilte, um ihm einen Menschen zu holen. Was hatte er sich da nur eingefangen? Mit so viel Ellan konnte er kaum mithalten. Außer es ging um die Jagd. Bei dieser konnte ein Junge wie Clyde äußert nützlich sein. Zwar hatte er den Überraschungsmoment auf seiner Seite, aber in solch frühen Vampirsjahren bereits gegen zwei Köter zu bestehen versprach einen fähigen Jäger.
"Wir werden sehen..." sprach er sich selbst leise zu, als er spürte, wie ein Hauch von Freude in ihm aufkaum. Mit dem Satz erstickte er das ecklich warme Gefühl im Magen wieder. Es war nicht für Clyde bestimmt.

Laik wollte gerade um das Haus gehen, um zu sehen, ob der Arzt vielleicht im Garten war, als er den Wolf winseln hörte. Sofort blieb er stehen und sah zu dem Tier, welches sich flach auf den Boden gelegt hatte und wirkte als hätte es Schmerzen, und ging zurück. Er kniete sich neben ihn und sttrich vorsichtig über den Kopf.
"Was hast du denn?"
Kurz überlegte er. Wenn der Wolf verwundet war, dann konnte Malec ihm bestimmt helfen. Wenn er nicht verwundet oder krank war, sondern einfach nicht alleine gelassen werden wollte, hatte er wenigstens einen Grund das Tier mit ins Haus zu nehmen.
Vorsichtig hob der Dieb daher das Tier an und stand auf. Der Wolf war schwerer als gedacht, aber tragbar. Langsam ging er auf das Haus zu, flüsterte dabei "Dir geht's gleich wieder besser." und stopte ruckartig, als er plötzlich keinen Schritt mehr vor den anderen setzten konnte. Das hieß: Er konnte noch weiter laufen, doch sein Oberkörper blieb wie in der Luft kleben und in der Bemüchung weiter zu laufen riss es den Jungdieb hart von den Beinen. Mit der einen Hand hielt er das Tier, damit es nicht von ihm fiel, mit der anderen fing er den Sturz ab, vergaß jedoch das beschädigte Handgelenk, weshalb er wegknickte.
"Autsch!"

Ariel hörte, wie der junge Vampir in Begleitung wieder in die Höhle zurück kam, und öffnete die Augen, die er zum Ruhen geschlossen hatte. Ein junges Mädchen stand vor ihm und verlor bei seinem Anblick das Bewusstsein. Stumpf fiel sie zu Boden und blieb dort regungslos liegen. Der Anblick des zerrupften Vampirs schien ihr nicht bekommen zu sein.
Er löste seinen Blick nach einem kurzen Moment von dem Menschlein und sah zu Clyde, welcher ihn mit großen Augen ansah. Dabei seufzte er leise in sich hinein und sagte "Schaff sie weg.", dabei wank er Richtung Höhlenausgang.
Die Augen wieder schließend lehnte er erneut an der Wand und fügte leise "Und tu ihr nichts." an.

"Ich kann laufen." lachte dieser leise und richtete sich auf. Dabei rieb er sein Handgelenk welches wieder leicht schmerzte und brummte "Ich schätze der Wolf war wohl doch zu schwer." leise in sich hinein, während er zu dem Tier sah.
"Und was das Backen angeht: Ich werde mich anstrengen und es wird dieses Jahr garantiert noch etwas damit. Und wenn ich dann rennen kann, dann werde ich der beste und stärkste Baum von allen sein. Natürlich direkt nach dir."
Laik flötete seine Worte geradezu hinunter. Dass einige durch andere ersetzt wurden störte zwar, aber er konnte damit leben. Schließlich war es ein Zeichen von Magie, dass er nicht richtig reden konnte. Es war also eine direkte Verbindung zu Malec, wenn er so wollte.
Der Jungdieb stand auf und schulterte sein Gepäck, um erneut zu versuchen, das Tier in das Haus zu bekommen. Nun aber mit Hilfe der Hexe. "Kannst du dir den Wolf mal in deinem Haus ansehen? Ich glaub er hat sich verletzt." Dabei deutete er dem Arzt, dass dieser gemeinsam mit ihm das große Tier nun tragen sollte.

***

"Sie war zu jung. Ich töte keine Kinder." antwortete der Vampir nur knapp auf die Frage.
Er sah Clyde fest in die Augen, fixierte das lebendige Grün geradezu, und machte mit einem verächtigenden Schnaufen seinem Ärger Platz. Dabei achtete er darauf, dass der Junge nicht überhören konnte, dass er Grund des Ärgers war und solche Ideen näcgstes Mal im Meer ertränken sollte. Anderenfalls würde Ariel ihn in die Wellen stoßen.
Als er sicher war, dass die Botschaft angekommen war, drehte er den Kopf wieder zur Seite und schloss die Augen. Auch wenn sie in der Höhle Schutz vor der Sonne hatten, war das Licht unangenehm in den Augen. Es brannte leicht und das Brennen und Drücken wandelte sich langsam zu Kopfschmerzen um. Ach, wie er Kopfschmerzen hasste. Es war nicht die Art von Kopfschmerzen, die wirklich schmerzten, es waren die leisen, nervigen, die kaum zu spüren waren, die er aber nicht ignorieren konnte und die immer dann kamen, wenn er hungrig wurde. Und das war er.
"Hol mir irgendeinen Bauern." sagte Ariel ruhig, da Clyde noch vor ihm stand.

Artig begann Laik hin und her zu laufen, von einer großen Esche bis zu Malec und wieder zurück. Dabei sah er mit großen Augen zu dem Wolf und formte tonlos mit seinen Lippen mehrmals die Worte "Folg mir.", um ihn zu motivieren. Kaum hatte er wortlos gesprochen drehte er sich zu der Hexe um, um zu erfahren, ob es so richtig war.

***

Eine gefühlte Ewigkeit nachdem der junge Vampir die Höhle verlassen hatte, konnte Ariel hören, wie Schritte auf ihn zu tapsten. Leise, fast schon schleichend näherten sie sich ihm und als sie vor ihm zu Stehen kamen konnte er den Blick geradezu auf sich spüren. Gereizt öffnete er seine Augen, um seinen Besuch anzufahren, hielt aber noch vor dem ersten Wort inne. Vor ihm stand nicht Clyde, kein Werwolf, kein dämlicher Bauer und auch kein Wanderer, sondern seine Tochter. Mit ihren großen Augen musterte sie ihn und zog die Nase hoch.
"Geht's dir gut, Dad?" fragte sie ruhig und setzte sich vor ihm auf den Boden.
"Ja doch, Liebling."
"Du siehst nicht so aus." merkte Chrysantha scharf an, woraufhin ihr Vater ihr lächeln über den Kopf strich. Dabei fischte er vorsichtig zwei kleine Zweige aus ihren goldenen Locken.
"Ich bekomme bald Essen. Dann seh ich wieder gut aus, versprochen."
Das Mädchen riss ihre Augen weit auf, fragte neugierig und mit lauter Stimme "Von wem?" und stand auf. Hektisch deutete sie in Richtung Höhlenausgang. "Etwa von dem Mann, der hier vorhin raus ist? Der mit dem Mädchen?"
"Ja, von ihm." nickte Ariel ruhig. "Wir werden einige Tage mit ihm reisen."
"Dad?"
Angesprochener sah aufmerksam auf.
"Mein Kaninchen ist weggelaufen.“ wechselte sie das Thema. „Aber das ist nicht schlimm. Es war ohnehin blöd. Kaninchen können nichts. Ich will ein Pferd! Ein großes Pferd!"
"Du bekommst ein Pferd." versprach ihr Vater ihr. "Und ein eigenes Zimmer. Wir werden in eine Stadt ziehen, in ein großes Haus. Und dort-"
Ariel zuckte zusammen, als plötzlich ein bewusstloser Bauer vor seine Füße geworfen wurde. Völlig perplex sah er zu dem Menschen und dann zu Clyde, der der Blick leicht schnäpfig erwiderte.
Seit wann war der Jungvampir wieder hier?
Der Frage schaffe es keine Sekunde lang in seinem Kopf zu bleiben. Das Blut des Bauern rauschte hörbar in den Venen und trieb Ariel den Speichel in den Mund. Jetzt, da die Nahrung direkt vor ihm lag, blendete der Hunger alle anderen Emotionen und Gedanken aus. Ohne ein kurzes Wort des Dankes, einen weiteren Blick oder die Bekanntmachung der beiden jüngeren Vampire miteinander zog er den Mann an sich heran, fuhr seine Zähne aus und verbiss sich in dem Hals. Die scharfen Zahnreihen durchtrennten Fleisch und Gewebe und zerrissen die Halsschlagader. Der alte Mann gab schmerzliches Stöhnen und Gurgeln von sich, zuckte, bis das Leben aus ihm wich und erschlaffte in Ariels Händen. Als sein Körper kaum mehr die Hälfte an Blut fasste ließ der Vampir ab und wischte sich gesättigt über die Lippen.
"Danke."

Der Jungdieb sah Malec einen Augenblick lang nach, als dieser in das Haus zurückkehrte, und kniete sich noch einmal zu dem Wolf hinunter, um ihm über den Kopf zu streicheln. Dabei sagte er stolz "Du bist ein guter Wolf." und grinste das Tier an, als wolle er ihm irgendeine Anspannung nehmen und sein Lob untermalen. Ein Gähnen folgte den fünf Wörtern und erinnerte ihn wieder daran, dass es mitten in der Nacht war und sein Körper sich eigentlich nach Schlaf sehnte.
"Ich werd dann auch mal rein gehen." verabschiedete er sich von dem Wolf und stand auf. Mit einem letzten Blick zu diesem trat er dann in das Haus ein und schloss die Tür hinter sich.
Da der Arzt am Tisch saß setzte er sich zu ihm, um ihm Gesellschaft zu leisten. Vorsichtig ging er auf Zehenspitzen um die beiden Mädchen herum und fragte leise "Wer sind die beiden und was machen sie hier?"

"Wie unhöflich von mir." kritisierte Ariel sein eigenes Verhalten und sah zu seiner Tochter. "Chrysantha, das ist Clyde." Dann wanderte sein Blick zu dem jungen Mann. "Clyde, das ist meine Tochter Chrysantha." Während seiner Worte deutete er vorstellen von dem Mädchen zum Jungen und zurück.
"Freut mich." lächelte seine Tochter nett und sah wieder zu ihm.
"Kann ich raus gehen? Ich pass auch auf die Sonne auf."
Ariel nickte zustimmend woraufhin Chrysantha aus der Höhle eilte und er Sekunden später nicht einmal mehr ihre heitere Stimme vernahm. Es war merkwürdig, doch er hatte sich daran gewöhnt, dass sie so leise sein konnte. Unzählige Male schlich sie sich an ihn heran und wurde erst dann bemerkt, wenn sie die Stimme hob, um zu sprechen. Umso sicherer war er sich, dass sie auch am Tage in Sicherheit durch den Wald gehen konnte. Wer sich an einen Vampir anschleichen konnte, konnte sich auch vor Werwölfen oder Menschen verstecken.
"Du kannst den Rest haben." sagte der alte Vampir schließlich und deutete auf den Bauern. "Bevor er verdirbt."